Topic : Chips 'n Chips Author : Michael Ruge Version : chips_x.hyp (01/05/2001) Subject : Dokumentation/Hardware Nodes : 1505 Index Size : 35662 HCP-Version : 3 Compiled on : Atari @charset : atarist @lang : @default : @help : @options : -i -s +zz -t4 @width : 75 View Ref-File Klangverschlechterung durch Jitter Bei der Übertragung digitaler Audio-Signale droht Klangverschlech- terung durch Jitter. Der englische Begriff bedeutet so etwas wie Tatterich. Wann hört man ihn, wie tritt er auf, und wie bekämpft man ihn? Jitter ist eine Begleiterscheinung der modernen Digitaltechnik. Wenn etwa Audio-Signale von einem CD-Laufwerk optisch oder koaxial an einen externen Digital-Analog-Wandler oder an einen digitalen Rekor- der übergeben werden, wandert ein Datenstrom aus Nullen und Einsen durch die Leitung - scheinbar eine verlustfreie Form der Datenüber- tragung. Die Tücke liegt jedoch im Detail. Die obere Abbildung zeigt ein perfektes Digitalsignal mit dem Wert 101010. Es hat steile, sau- bere Flanken und einen einheitlichen Zeittakt. Die untere Abbildung zeigt dasselbe Signal mit Jitter: Die Einsen sind nicht mehr recht- eckig, sondern verschliffen, auch ist der Zeittakt aus den Fugen ge- raten. Das Signal ist also gestört, obwohl sein numerischer Wert nach wie vor 101010 beträgt. Solche Zeitbasis-Fehler bezeichnet man als Jitter. Hervorgerufen wird dieser Tatterich hauptsächlich durch Wandler und Übertragungsmedien. Optokabel versenden Digitalsignale in Gestalt kurzer Lichtblitze, die auf der Empfängerseite von Foto- dioden ausgewertet werden. Beim Signalwechsel können sich daher Zeitfehler einschleichen. Auch legen diejenigen Lichtstrahlen, die an den Rändern der Kunststoffleiter reflektiert werden, längere Wege zurück. Etwas neutraler verhalten sich Kupfer-Koaxialkabel. Auch hier ist jedoch mit Jitter zu rechnen, wenn das Kabel eine falsche Impedanz aufweist und damit Signalreflexionen hervorruft. Die akus- tischen Konsequenzen des digitalen Zitterns vernimmt das geschulte Ohr als harschen und aggressiven Klang, dem die Tiefenstaffelung fehlt. Jedoch stört Jitter nur die Wiedergabe, nicht aber das digi- tale Kopieren! Wenn man eine Aufnahme vom DAT-Rekorder auf CD brennt, bleiben Zeitbasis-Fehler irrelevant, solange der CD-Rekorder in der Lage ist, das Eingangssignal zu synchronisieren, also die ein- treffenden Einsen und Nullen ordentlich zu unterscheiden und zu schreiben. Das hat kuriose Konsequenzen. So kann zum Beispiel eine CD, die von einem DAT-Band hergestellt wurde, besser klingen als das Original - wenn nämlich der Digital-Analog-Wandler des DAT-Geräts mehr Jitter aufweist als der des CD-Spielers. Gegen den Jitter ist nur teures Kraut gewachsen. Aufwendige Spezialkabel stellen sicher, daβ digitale Signale sauber und ohne Zeitbasis-Fehler am Eingangs- wandler ankommen. Denselben Zweck erfüllen sogenannte Jitter-Filter in Zusammenarbeit mit einem hochwertigen externen Wandler. Ein ideales Digitalsignal und seine Verformung durch Jitter (unten). Kapitel Klangverschlechterung durch Jitter, Seite 1